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Warum unser Essverhalten oft viel tiefer reicht, als es auf den ersten Blick scheint

Emotionales Essen ist weit mehr als ein „Problem mit Disziplin“. Für viele Menschen ist es ein Ausdruck innerer Not, ein Versuch, sich selbst in schwierigen Momenten zu beruhigen, zu regulieren oder einfach für einen Moment wieder etwas zu spüren. Wenn wir genauer hinschauen, erkennen wir: Emotionales Essen hat oft sehr viel mit unserer Bindungserfahrung und Beziehungsgestaltung zu tun.

Wenn Essen zum Ersatz für Beziehung wird

Von klein auf lernen wir, wie wir in Kontakt treten, wie wir unsere Bedürfnisse zeigen – und ob diese in Resonanz treffen. Wenn unsere Bindungserfahrungen uns nicht lehren konnten, dass wir mit allem, was wir fühlen, willkommen sind, dann suchen wir später nach anderen Wegen, um mit innerem Stress oder Leere umzugehen. Essen kann dann zu einer Art „Beziehungsersatz“ werden: Es ist verfügbar, verlässlich, beruhigend. Es „verbindet“ – zumindest kurzfristig.

Zwei typische Schutzstrategien aus der Hypnosetherapie

In meiner Arbeit mit traumasensibler Hypnosetherapie begegne ich immer wieder zwei Beziehungsmustern, die sich im emotionalen Erleben und Verhalten sehr deutlich zeigen. Aus dieser praktischen Erfahrung heraus habe ich sie als Selbstverleugner und Selbstbezogener benannt. Diese Bindungstypen sind keine starren Schubladen, sondern dynamische Schutzstrategien, die aus der Not entstehen, Beziehung, Nähe und Selbstschutz unter einen Hut zu bringen.

Der Selbstverleugner

„Ich unterdrücke meine Bedürfnisse, um geliebt zu werden.“

Menschen mit dieser Prägung passen sich stark an, spüren ihre eigenen Bedürfnisse kaum und erleben oft Verlustangst. Unterdrückte Wut spielt hier eine zentrale Rolle – Wut, die früher nicht sicher ausgedrückt werden konnte. Emotionales Essen dient häufig als Trost, als Deckel auf aufgestaute Emotionen oder als Ersatz für Nähe. Typisch ist das Essen nach Anpassungsphasen, begleitet von Schuld und Scham.

Der Selbstbezogene

„Ich halte Abstand, weil Nähe mich verunsichert.“

Hier steht das Bedürfnis nach Kontrolle im Vordergrund. Nähe wird als bedrohlich erlebt, Rückzug schützt. Im Hintergrund liegt häufig eine tiefe, nicht gefühlte Traurigkeit – über frühe emotionale Unerreichbarkeit oder Einsamkeit. Essen wird oft streng kontrolliert, bis der Druck zu groß wird. Dann folgen Phasen von Essanfällen oder Überessen. Die Strategie schützt vor Kontakt – auch mit den eigenen Gefühlen.

Diese beiden Beziehungstypen helfen dabei, die tiefere Dynamik hinter dem Essverhalten zu verstehen – nicht als Störung, sondern als Schutz.

Der Körper als Speicher – Essen als Notfallstrategie

Unser Nervensystem ist ein feines, lebendiges System – es reagiert auf innere und äußere Sicherheit. Wenn Regulation über Beziehung nicht möglich war, sucht es sich andere Wege. Emotionales Essen wirkt hier wie eine Notfallmaßnahme: Es beruhigt, sediert, bringt Struktur, Erleichterung oder Taubheit. Gerade in dissoziativen Zuständen – wenn wir uns von unserem Gefühl oder Körper abgespalten haben – greifen viele zum Essen, um überhaupt wieder etwas zu fühlen. Oder um nichts mehr fühlen zu müssen.

Warum gute Ratschläge oft ins Leere laufen

Vielleicht hast Du Sätze gehört wie:
„Iss doch einfach achtsamer.“ – „Atme tief durch, bevor du isst.“ – „Mach eine Yoga-Einheit.“

Doch wenn Dein Nervensystem im Überlebensmodus ist, helfen solche Tipps nicht. Sie setzen eine Selbstregulation voraus, die in genau diesen Momenten nicht zugänglich ist. „Gute Ratschläge führen oft hin zu uns selbst. Aber emotionales Essen will weg von dem, was gerade ist.“

Deshalb ist es wichtig, erst einmal anzuerkennen, dass emotionales Essen eine intelligente, oft unbewusste Antwort auf einen inneren Zustand ist – nicht Dein Versagen.

Traumasensible Hypnose als Schlüssel

Ein besonders wirksamer Zugang zur Arbeit mit emotionalem Essen ist die traumasensible Hypnosetherapie.
Warum?

Weil sie dort ansetzt, wo Worte oft nicht mehr reichen – im Körpergedächtnis, im inneren Erleben, in tief verankerten Mustern.
In der Hypnose kann ein sicherer Raum entstehen, in dem innere Anteile gehört und integriert werden – ohne Druck, ohne Bewertung, im Tempo des Nervensystems.

Viele Klient*innen berichten, dass sie dadurch zum ersten Mal spüren, woher ihr Essverhalten kommt – und dass sich Mitgefühl einstellt, wo vorher Scham war.

Erste Schritte zu mehr Selbstregulation

Statt sofort etwas verändern zu müssen, darfst Du Dich zunächst fragen:

  • In welcher Haltung begegne ich mir selbst – mit Wohlwollen oder mit Härte?

  • Von wem habe ich gelernt, wie ich mit meinen Gefühlen umgehe?

  • Wie würde es sich anfühlen, mir in genau diesem Moment mit Mitgefühl zu begegnen?

Diese Haltung ist die Basis für jede echte Veränderung.

Fazit: Emotionales Essen ist ein Beziehungsthema

Nicht zu Dir selbst oder Deinem Körper – sondern ein Ausdruck Deiner Beziehungserfahrungen.
Wenn Du beginnst, Dein Essverhalten als Teil Deiner Geschichte zu sehen – und nicht als Fehler –, öffnet sich ein neuer Raum: für Verbindung, Mitgefühl und einen liebevolleren Umgang mit Dir selbst. Traumasensible Hypnose kann dabei ein Schlüssel sein – zurück in die Beziehung zu Dir.

Bitte beachte: Die Inhalte dieses Textes verstehen sich als Anregung zur Selbstreflexion und Selbsterfahrung. Die vorgestellten Methoden ersetzen keine medizinische oder therapeutische Behandlung. Es wird kein Heilversprechen gegeben.


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