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Vielleicht kennst du das: Gerade wenn der Druck nachlässt oder du dir endlich eine Pause gönnst, liegst du mit einer Erkältung im Bett. Infekte sind die häufigste Ursache für Krankmeldungen im Job und sie treten oft genau dann auf, wenn wir innerlich am Limit sind.

„Leisure Sickness“ – krank im Urlaub

Wochenlang funktionierst du, ziehst Projekte durch, hältst dich mit viel Anspannung aufrecht und kaum beginnt der Urlaub, liegst du mit Fieber im Bett. Für dieses Phänomen gibt es sogar einen Fachbegriff: „Leisure Sickness“(Freizeitkrankheit). Krankenkassen wie die DAK oder DRK beschreiben damit den Effekt, dass viele Menschen genau dann krank werden, wenn der Druck nachlässt.

Die Erklärung ist bezeichnend: Unter Dauerstress halten Cortisol und Adrenalin den Körper künstlich auf „Betriebstemperatur“. Sobald die Belastung plötzlich wegfällt, bricht auch dieser hormonelle Schutz weg. Infekte, die das Immunsystem bislang zurückgehalten hat, brechen dann durch. Der Körper nutzt den Moment, um sich die dringend nötige Ruhe zu holen, auch wenn das für uns oft im ungünstigsten Augenblick passiert.

Was wir eigentlich meinen, wenn wir von Stress sprechen

Im Alltag reden wir oft davon, „gestresst“ zu sein, zu viele Termine, zu viel Druck, zu wenig Pausen. Doch Stress ist mehr als nur ein Gefühl von Überforderung. Auf der körperlichen Ebene bedeutet Stress, dass unser Nervensystem eine Bedrohung wahrnimmt egal, ob diese tatsächlich vorhanden ist oder nur innerlich so empfunden wird.

  • Das autonome Nervensystem schaltet in den Alarmmodus: Herzschlag, Blutdruck und Muskelspannung steigen, Verdauung und Erholung treten in den Hintergrund.

  • Über die HPA-Achse wird Cortisol ausgeschüttet, das den Körper kurzfristig leistungsfähig macht.

Wichtig ist: Was Stress auslöst, ist sehr individuell. Was für den einen Menschen noch anregend und machbar ist, kann für den anderen schon überwältigend wirken. So wie beim Trauma: Trauma ist nicht das, was dir passiert – sondern das, was in dir passiert, durch das, was geschehen ist. Genauso ist Stress weniger das äußere Ereignis, sondern die innere Reaktion deines Nervensystems darauf.

Aus traumasensibler Sicht heißt das: Manche Menschen tragen durch frühe Erfahrungen eine Art „Daueralarm“ in sich. Ihr Nervensystem springt schneller auf Stress an und findet schwerer zurück in die Entspannung. Stress ist deshalb nicht nur „viel zu tun haben“, sondern ein komplexer biologischer Prozess, der bei chronischer Aktivierung das Immunsystem schwächt und den Körper für Infekte öffnet.

Stress schwächt das Immunsystem

Aktuelle Studien (u. a. Biology 2025, Nature 2025, Frontiers 2024) zeigen, dass chronischer Stress die beiden zentralen Stresssysteme im Körper dauerhaft überlastet:

  • die HPA-Achse, die Cortisol ausschüttet,

  • und das autonome Nervensystem, das zwischen Sympathikus (Anspannung) und Parasympathikus (Entspannung) balanciert.

Kurzfristig helfen diese Systeme, Energie zu mobilisieren und Entzündungen zu regulieren. Doch wenn der Stresspegel hoch bleibt, kippt das Gleichgewicht: Cortisol bleibt zu lange erhöht, der Sympathikus ist überaktiv und der Parasympathikus kommt nicht mehr ausreichend zum Zug. Das schwächt Abwehrzellen, verändert die Immunantwort und öffnet Infekten die Tür.

Darm-Hirn-Achse: Wenn Stress im Bauch ankommt

Rund 70 % unseres Immunsystems sitzen im Darm. Kein Wunder also, dass Dauerstress sich auch hier bemerkbar macht: Verdauungsprobleme, Infektanfälligkeit oder ein „flauer Bauch“ in Belastungssituationen sind Signale dieser Verbindung.

Über den Vagusnerv kommunizieren Darm und Gehirn ständig miteinander. Was wir fühlen, wirkt sich auf die Darmflora und die Abwehrzellen dort aus – und umgekehrt kann ein gereizter Darm das Nervensystem in Alarm versetzen. So entsteht ein Kreislauf, in dem Stress und Infekte sich gegenseitig verstärken.

Traumasensibel betrachtet heißt das: Wenn das Nervensystem kaum in die Entspannung findet, gerät auch das Gleichgewicht im Darm aus der Balance. Das erklärt, warum sich körperliche Symptome und Infekte oft genau in stressreichen Lebensphasen häufen.

Wenn Heilungsprozesse den Körper fordern

In der Praxis zeigt sich immer wieder: Wenn Menschen beginnen, an ihren tiefen Themen zu arbeiten, erleben sie kurz nach einer Sitzung manchmal körperliche Reaktionen – Müdigkeit, Halsschmerzen oder das Gefühl, „etwas auszubrüten“.

Das kann irritierend sein, ist aber oft ein gutes Zeichen. Wenn sich alte Spannungen lösen und der Körper aus dem Überlebensmodus herauskommt, beginnen auch biochemische Prozesse, sich zu regulieren. Das Immunsystem, das zuvor blockiert war, bekommt wieder Raum. In dieser Phase können Infekte oder Viren, die der Körper bislang unterdrückt hat, kurzzeitig aktiv werden.

Man könnte sagen: Der Körper nutzt die Gelegenheit, um aufzuräumen. Nach dieser Phase fühlen sich viele Menschen spürbar stabiler und klarer – als hätte sich etwas entladen und der Organismus könne wieder freier atmen.

Infekte als Signal des Körpers

Häufige Infekte sind ein Hinweis darauf, dass dein Körper mehr Regeneration braucht. Wenn das Nervensystem dauerhaft auf Alarm steht, wird die Abwehr geschwächt und der Körper fordert Ruhe ein, auf die du vielleicht innerlich lange verzichtet hast.

Was dir helfen kann

  • Kurze Pausen bewusst einbauen: Atemzüge zählen, einen Moment innehalten, den Körper spüren.

  • Sichere innere Bilder nutzen: Hypnose oder Selbsthypnose können helfen, dem Nervensystem Sicherheit zu vermitteln. In der Hypnose wird seit jeher von der Aktivierung der Selbstheilungskräfte gesprochen, ein Prozess, der eng mit der Reaktivierung des Vagusnervs verbunden ist. Wenn der Vagus wieder durchlässiger wird, kann der Körper leichter von Anspannung in Regeneration wechseln.

  • Ressourcen stärken: Verbindung zu dir selbst, zu anderen und zur Welt aufbauen – das fördert Resilienz.

  • Regelmäßige kleine Schritte: Schon kurze tägliche Rituale wirken stärker als seltene große Veränderungen.

Fazit

Ein Infekt zeigt oft, dass der Körper sich Raum nimmt, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Wenn du lernst, deinen Stresspegel traumasensibel zu regulieren, unterstützt du die natürliche Selbstregulation deines Nervensystems und stärkst so langfristig deine Widerstandskraft.

Kleiner rechtlicher Hinweis:
Bitte beachte: Die Inhalte dieses Textes verstehen sich als Anregung zur Selbstreflexion und Selbsterfahrung. Die vorgestellten Methoden ersetzen keine medizinische oder therapeutische Behandlung. Es wird kein Heilversprechen gegeben.

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